Mit dem weltbekannten Musikstück „What A Wonderful World“ von Louis Armstrong begann die feierliche Verleihung der erstmals ausgelobten Schulpreise der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) im Gebäude des Forschungsgebiets „Normative Ordnungen“ der Frankfurt Goethe-Universität. Wundervoll fühlten sich sicherlich auch die drei Schüler der Hohen Landesschule Hanau (HOLA), die kurz nach ihrem Abitur nun ihre Schulkarriere mit diesem Preis krönten. 

Die Schüler haben im Rahmen des Unterrichts bei ihrem Lehrer Stefan Prochnow wissenschaftspropädeutische Hausarbeiten geschrieben, als Vorbereitung für das Studium an einer Hochschule. Doch die Themen, mit denen die Schüler sich beschäftigt haben, scheinen nicht zum Eingangslied der Veranstaltung zu passen: Es geht um internationale Kriege und Konflikte. 

Mit dem ersten Preis in der Kategorie Hausarbeiten wurde die Arbeit von Leon Gutknecht mit dem Titel „Wie nimmt die Weltöffentlichkeit Chinas Umgang mit den Uiguren wahr und was unternimmt sie dagegen?“ prämiert. Die Arbeit überzeugte die Jury durch ihre Darstellung des Umgangs Chinas mit der uigurischen Minderheit im eigenen Land und Reaktionen westlicher Akteure darauf. Leon Gutknecht problematisierte die Rolle der Weltöffentlichkeit und stellte den Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und Menschenrechten ins Zentrum seiner Untersuchung. 

Mit dem zweiten Preis wurden Yunus Emre Cakmak und Nico Dieter ausgezeichnet. Yunus Emre Cakmak ging in seiner Arbeit „Jemen. Warum ist der Konflikt so unbekannt?“ der Frage nach, warum der seit mehreren Jahren andauernde Gewaltkonflikt im Jemen in der deutschen Öffentlichkeit so wenig Beachtung findet. Neben einer ausführlichen Aufarbeitung des Konflikts selbst problematisierte Yunus Emre Cakmak die Rolle der Medien und führte dazu eine eigene Umfrage durch. 

Nico Dieter untersuchte in seiner Arbeit „Der Fall Venezuela – Wie können Öleinnahmen nachhaltig genutzt werden?“ die ambivalente Rolle von Rohstoffreichtum in Venezuela. Er analysierte die Rolle von Öleinnahmen für wirtschaftliche und politische Prozesse und arbeitete heraus, welche problematischen Folgen sich aus der Abhängigkeit des venezolanischen Staates von Öleinnahmen ergeben. Alle Preisträger der Kategorie Hausarbeiten besuchten den Leistungskurs Wirtschaftswissenschaften der Jahrgangsstufe 13 von HOLA-Lehrer Stefan Prochnow.  

Louis Armstrong wurde nach Veröffentlichung seines bekanntesten Songs Ende der 1960er Jahre gefragt, wie er angesichts der damaligen Kriege, der Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen von einer „wundervollen Welt“ singen könne. Er antwortete darauf 1970 in einem Intro zum Song: „It seems to me, it ain’t the world that’s so bad, but what we’re doing to it“ – das Übel sei also gar nicht die Welt, sondern vielmehr unser Umgang mit ihr. Er wolle letztlich bloß zeigen, wie wunderschön diese Welt sein könnte, wenn wir sie nur endlich lassen würden: „All I’m saying is, see what a wonderful world it would be, if only we’d give it a chance.“  

Nico Dieter, Yunus Cakmak und Leon Gutknecht (Abitur 2022) erhielten am 8.7.2022 ihre Siegerurkunden und Preisgelder. Die Laudatio hielt Juror Klaus Schilling (Bundeskoordinator UNESCO-Projektschulen).

Foto: Stefan Prochnow