Von Dr. André Griemert

Der Leistungskurs Geschichte in der Q2 unter Leitung von Dr. André Griemert konnte im Kulturforum einem ganz besonderen Gast lauschen: Im Rahmen der Ausstellung „Leben im Krieg“ im Schlossmuseum Philippsruhe war die Großnichte des Reichsführers der SS, Heinrich Himmler (1900-1945), die Politologin und Autorin Katrin Himmler (*1967) in Hanau zu Gast.

Katrin Himmler (links), Schülerinnen und Schüler aus dem Geschichts-LK, Dr. André Griemert (rechts)

In ihrem Vortrag ging es um die Gefahren des Rechtsextremismus in unserer Zeit, also um die Strategien und Ziele der „Neuen Rechten“. Sie ging darin explizit auf historische Parallelen ein und verknüpfte ihr Thema mit den antidemokratischen Entwicklungen im Deutschland der 20er und frühen 30er Jahre, also noch vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Auf diese Weise wurde deutlich, dass heute ähnliche Strategien und Strukturen erkennbar sind. So werden demokratische Institutionen sowie die traditionellen Medien verächtlich gemacht, die Grenzen des Sagbaren verschoben oder Politikerinnen und Politiker bedroht und angegriffen. In diesem Kontext erläuterte Katrin Himmler auch den Begriff des „Ethnopluralismus“, der in der Tradition der NS-Rassenideologie stehe und heute z.B. von der Identitären Bewegung offen propagiert werde. Durch die sozialen Medien sei es heute zudem viel einfacher, Kampagnen der Desinformation zu betreiben, Fake News zu verbreiten und dadurch bewusst die Gesellschaft zu spalten.

Ein Teil des Vortrags befasste sich auch mit der Biographie der Referentin. Als Großnichte des Reichsführers SS Heinrich Himmler hat sie einen persönlichen Bezug zum historischen Nationalsozialismus, von dem sie sich überaus deutlich distanziert. Unlängst hat sie die Rolle von Heinrich Himmlers Brüdern untersucht und deren angeblich unpolitisches Leben als Mythos entlarvt. Beide sind schon vor 1933 in die NSDAP eingetreten.

In einer Diskussionsrunde im zweiten Teil der Veranstaltung stand Katrin Himmler den Schülerinnen und Schülern der HOLA für ihre Fragen zur Verfügung. So wollten die Lernenden von der Autorin wissen, ob sie anhand ihres Namens erkannt werde. Katrin Himmler erzählte ihren Zuhörern, dass dies interessanterweise nicht der Fall sei. Viele Schülerinnen zeigten sich stark berührt von ihrer ungewöhnlichen Familiengeschichte. Ganz offen sprach Himmler über ihren Großonkel, ihre Familie, ihre Eltern. Ihre Familie, so Katrin Himmler, war typisch: voller Verachtung für die Weimarer Republik und die Demokratie. So habe sich Heinrich Himmler – wie bspw. Götz Kubitschek – bewusst auf das Landleben zurückgezogen und hier vor 1933 nur noch mit „Gesinnungsgenossen“ Kontakt gehabt. Anklänge an die heutigen Filterblasen der social Media-Plattformen liegen auf der Hand. Aber auch die aktuellen Gefahren durch rechte Netzwerke und Verschwörungstheorien sprachen die sehr interessierten Hola-Schülerinnen und -Schüler an. Frau Himmler zeigte sich erfreut über das hohe Gesprächsniveau und beantwortete auch Fragen zu ihrem familiären Hintergrund in einer großen Offenheit. Insgesamt waren es zwei überaus interessante Unterrichtsstunden, die die Fächer Politik und Geschichte in bester Weise verknüpften und erlebbar machten.