von Dr. Andre´ Griemert

Der Hanauer Geschichtsverein 1844 e. V. vergab am Dienstag, den 27. Oktober 2020, zum zweiten Mal den Anton Calaminus-Preis im Rahmen seines Geschichtswettbewerbes „Welche Geschichte(n) schreibt deine Stadt?“ in der Hohen Landesschule in Hanau. Teilnahmeberechtigt waren alle weiterführenden Schulen aus dem Altkreis Hanau. Unter einer Vielzahl von Einsendungen war die Arbeit von Timm Dittmar, Lukas Horn, Jan Peppler und Mark Petek für den Hauptpreis von der mehrköpfigen Jury ausgewählt worden.

Im Rahmen des groß angelegten Schulprojekt „Die HOLA als Tor zur Welt“ beschäftigten sich die vier Preisträger mit der Münzsammlung der Hohen Landesschule, die im 18. Jahrhundert vom Steuerrat Camp der HOLA testamentarisch vermacht wurde.

Bei seinen Recherchen zur Geschichte der Hohen Landesschule für ein im Aufbau befindliches digitales Schulmuseum stieß Dr. André Griemert, HOLA-Lehrer und Leiter der AG Schulkontakte beim HGV, in den gedruckten Gymnasialprogrammen von 1869 und 1870 auf einen Aufsatz von Dr. R. Suchier (1846 bis 1879 Lehrer an der HOLA). In diesem Aufsatz berichtete er von einer 1771 von dem Hanauer Steuerrat Jacob Camp der HOLA testamentarisch vermachten Münzsammlung und erstellte einen Katalog der vorhandenen Münzen und Medaillen. Glücklicherweise hat diese Sammlung die Zeitläufte bis heute einigermaßen unbeschadet überstanden und befindet sich jetzt im Magazin des Historischen Museums Hanau im Schloß Philippsruhe. Griemert hatte dann die Idee, diesen nahezu in Vergessenheit geratenen Mosaikstein in der Geschichte der HOLA als Schulprojekt mit Beteiligung einiger numismatisch interessierten Schülern wieder ans Tageslicht zurückzuholen. Zur Illustration sollten selbstverständlich auch einige Münzen und Medaillen aus der Sammlung gezeigt werden. Dazu gab es im September 2019 ein Treffen im Schloß Philippsruhe mit Frau Dr. Victoria Asschenfeldt und Herrn Stefan Welte, bei der die Originale in Augenschein genommen werden konnten. Die Schüler konnten sich dann einige Stücke aussuchen, zu denen sie etwas schreiben wollten. Am Ende kam ein Aufsatz mit dem Titel „Die Camp’sche Münzsammlung – Geschichte und Beispiele“ mit über 20 Seiten heraus, der zum einen die Sammlungsgeschichte und die hieran beteiligten Personen beleuchtet, zum anderen exemplarisch auf einzelne Münzen und Medaillen eingeht und diese analysiert. Damit widmen sich die Schüler erstmals nach fast vierzig Jahren erneut dieser Sammlung. Der letzte, der sie vorrübergehend aus dem Dornröschenschlaf erweckte, war Direktor Dr. Haseloff, der anlässlich des 375-jährigen Jubiläums der HOLA 1982 eine kleine Ausstellung im Museum Schloß Philippsruhe initiierte. Nun wird die Sammlung erneut Bestandteil einer diesmal in Kürze dauerhaft in der Hohen Landesschule und im Museum Philippsruhe zusehenden Dauerausstellung über die Schule sein.

Der Laudator Stefan Welte, Münzexperte des Hanauer Geschichtsvereins, äußerte sich voller Bewunderung ob der enormen Forschungsleistung. Es stellte sich heraus, dass es den Preisträgern gelungen sei, den Weg eines unbedarften jungen Mannes, aus dessen Fotos zunächst die staunende Neugier auf fremde Länder und Städte sprechen, bis dann der Kriegsalltag ihn allmählich einholte, durch die Wirren des Krieges in klaren Worten zu skizzieren, um so der Masse von Kriegsschicksalen ein Gesicht zu geben. Welte betonte dabei abschließend mit einem Zitat Regierungsrat Wegener, Betreuer der Münzsammlung Wilhelms IX. von Hessen-Kassel, aus dem Jahr 1783 die Bedeutung und zugleich Freue, die sich in der Beschäftigung mit Münzen ergibt: „Man erwirbt sich durch Betrachtung der Münzen und Medaillen eine mehr anschauende Erkenntnis von Begebenheiten, die merkwürdig sind, und diese lassen gemeiniglich tiefere Eindrücke in dem Gedächtnis zurück, als manche oft trocken geratene Erzählungen in den Geschichtsbüchern. Ist bei Verfertigung der Denkmünzen zugleich Kunst und Geschmack angebracht, so unterrichten sie nicht nur sondern sie vergnügen auch“.

Schulleiter Helge Messner betonte in seiner Begrüßung ebenfalls die Wichtigkeit, die sich in der Beschäftigung mit Münzen und Geldgeschichte aus heutiger Perspektive biete: Die Corona-Krise verschärfe den Trend zum bargeldlosen Bezahlmechanismen. Dadurch gehe ein Datenträger historischer Überlieferung und Erkenntnis für die Zukunft immer mehr verloren. Umso zentraler sei es, dass man sich mit diesem Medium aus historischer Perspektive näher befasse und dadurch – wie in diesem Falle – ein Stück Schulgeschichte wieder in das Interesse der Öffentlichkeit hole.

Beate Funck, Stadtverordnetenvorsteherin, betonte die enorme Wirkung, die dieser aus Vereinsmitteln dotierte Nachwuchspreis für die Geschichte des Vereins und für die Stadt Hanau selbst habe. Durch diesen wolle man einerseits junge Menschen dem Verein näherbringen, andererseits diese aktiv auffordern, sich mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen. Denn nur aus der Vergangenheit könne man in der Gegenwart relevante und sichere Entscheidungen für die Zukunft treffen. Funck zeigte sich insofern höchst erfreut über die Idee eines solchen Wettbewerbs und lobte ihn wie schon Oberbürgermeister Claus Kaminsky als sinnvolle Ergänzung zur Einrichtung des Hanauer „Stadthistorikers“.

Die Preisträger erhielten neben einer Urkunde und einem Bücherpaket eine für ein Jahr gültige Ehrenmitgliedschaft im Verein, verbunden mit allen Vorteilen für Vereinsmitglieder, und zudem ein Preisgeld in Höhe von jeweils 80€.

Auf den Bildern zu sehen sind:

Michael Sprenger, Vorsitzender der HGV 1844 e. V.

Jan Peppler, Preisträger

Lukas Horn, Preisträger

Beate Funck, Stadtverordnetenvorsteherin

Mark Peter, Preisträger

Timm Dittmar, Preisträger

Helge Messner, kommissarischer Schulleiter