von Dr. André Griemert
Martin Hoppe (Stadt Hanau), Werner Bayer (Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt e. V.), Anita Schuldt (Kursleiterin an der VHS), Lukas Horn, Till Duckenbrodt, Quang Hieu Do (Schüler der HOLA und Programmierer der Datenbank), Dr. André Griemert (Leiter des Projektes „Die Hola als Tor zur Welt“), Dr. Lutz Vogel (Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde), Elke Hohmann (Leiter der VHS)
Die Hohe Landesschule ist ein Gymnasium mit einer langen Tradition. Die Bildungseinrichtung wurde 1607 im Zuge des Konfessionalisierungs- und Territorialisierungsprozesses der Grafschaft Hanau-Münzenberg als reformiertes höheres Gymnasium („Gymnasium illustre“) gegründet und entwickelte sich bis zum Ende des 17. Jahrhundert zu einer Halb-Universität. Die Schule besaß bis zu ihrer Schließung 1812 neben einem Pädagogium, d. h. dem kleinen Gymnasium als einer Art Unter- und Mittelstufe, einen akademischen Überbau mit den Fakultäten Theologie, Jurisprudenz, Medizin und einer philosophischen Fakultät samt den jeweiligen lehrenden Professoren, die aus dem ganzen calvinistisch geprägten Europa angeworben wurden. Insgesamt funktionierte dieser akademische Überbau der Schule wie eine Universität. Einziger relevanter Unterschied zur Volluniversität war, dass den „Akademischen Gymnasien“ die Möglichkeit fehlte, akademische Grade verleihen zu dürfen. Aufgrund ihrer wissenschaftlichen Bedeutung kam man aber gar nicht mehr an diesen Schulen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft vorbei. Folglich konkurrierten „Akademische Gymnasien“ um dieselbe Besucherklientel wie philosophische Fakultäten an Universitäten.
Im hessischen Staatsarchiv Marburg lagert der umfangreiche Bestand zur Hohen Landesschule vom 17. bis in das 19. Jahrhundert. In diesen Beständen befinden sich auch die Matrikelbücher des akademischen Gymnasiums. Ebenso liegen die Schülerverzeichnisse des Gymnasiums für das 19. Jahrhundert vor. Insgesamt handelt es sich um fünf Bände für die Jahre 1648 bis 1876, die schätzungsweise 6.000 Schülernamen aus der ganzen Welt aufführen. Damit können die Einzugsbereiche der Hohen Landesschule und damit die Rolle der Schule als Tor zur Welt nachgebildet werden.
In Zusammenarbeit zwischen Stadt Hanau, Volkshochschule Hanau, Hoher Landesschule, Interessensgemeinschaft Hanauer Altstadt e. V., dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde und dem Staatsarchiv Marburg wurden die Matrikelbände der Hohen Landesschule transkribiert und in eine von Schülern programmierten Datenbank überführt. Gibt es solche Matrikeldatenbanken bereits für einige Universitäten (z. B. die Universität Duisburg), so liegen für die akademischen Gymnasien oder anderer älterer Lateinschulen im deutschen Sprachraum solche Datenbankprojekte nicht vor. Insofern handelt es sich bei diesem Projekt um ein bislang einzigartiges Projekt, das in generationenübergreifender Zusammenarbeit entstanden ist. Damit liege ein beispielloses Projekt auch für die hessische Landesgeschichte vor, so Dr. Lutz Vogel vom Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde.
Programmiert wurde die Datenbank von Till Duckenbrodt, Lukas Horn und Quang Hieu Do. Die Datensätze wurden erarbeitet von den Mitgliedern des Kurses „Lesen alter Handschriften“ (Arthur Ewig, Christian Hotop, Harald Lein, Helmut Noll, Elke Raab, Rolf Tessner, Walter Töpfl, Siegmund Urff) unter Leitung von Frau Anita Schuldt. Der Kurs wurde gefördert von der Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt e. V. (Werner Bayer, Erster Vorsitzender).
Die Datenbank ist abrufbar unter http://matrikel.inf5.de.