Spannend diskutierten Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 in einem gespielten Streitgespräch einen historischen Konflikt um christliche Glaubensflüchtlinge in der Neuzeit

Pressemitteilung

Dass die Geschichte der Stadt Frankfurt auch mit der Stadtgeschichte Hanaus zusammenhängt, haben Schülerinnen und Schüler aus drei Geschichtskursen der E-Phase (11. Klasse) der Hohen Landesschule am Mittwoch, den 5. Juni, in einem spannenden Rollenspiel erfahren.

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts konnten die HOLAner ein Unterrichtsprojekt für das Jüdische Museum und das Institut für Stadtgeschichte Frankfurt erproben. Gegenstand des Projektes war ein auf den ersten Blick recht speziell erscheinender Konflikt: Reformierte Glaubensflüchtlinge aus den Spanischen Niederlanden sorgten um das Jahr 1600 in der evangelisch-lutherisch dominierten Frankfurter Bürgerschaft für Unmut und wurden schließlich der Stadt verwiesen. Viele waren wohlhabende Kaufleute oder spezialisierte Handwerker, was den Hanauer Graf Philipp Ludwig II. dazu veranlasste, die Emigranten in Hanau anzusiedeln und ihnen steuerliche Vorteile einzuräumen. Philipp Ludwig II. gründete damit nicht nur die Hohe Landesschule, sondern auch die Hanauer Neustadt, die 1608 im Bau der Wallonisch-niederländischen Kirche ihren Abschluss fand.

Während des Rollenspiels diskutierten die Teilnehmer aus der Perspektive verschiedener Persönlichkeiten der Frankfurter Stadtgesellschaft, ob den Glaubensflüchtlingen der Bau eines Gotteshauses vor den Stadtmauern erlaubt werden solle. In der anschließenden Auswertung resümierte Lennart, Schüler der HOLA: „Spannend war, dass wir im Rollenspiel gesehen haben, wie leider auch Debatten in der Vergangenheit oft von Fremdenfeindlichkeit oder Vorurteilen geprägt waren.“ „Migration ist nicht nur ein Thema der Gegenwart“, erklärten Sabine Kindel und Alexander Schlepper, die das Projekt ausarbeiten. „In den 400 Jahre alten Quellen finden wir zahlreiche Berichte, die viele Parallelen zu heutigen gesellschaftlichen Debatten aufweisen.“ Bayram Ucar, Fachsprecher Geschichte, begrüßte das Unterrichtsprojekt: „Dass Schülerinnen und Schüler lernen, historische Perspektiven zu übernehmen, aus ihnen heraus zu argumentieren und diese Standpunkte kritisch hinterfragen zu können, ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil historischen Lernens.“ Julian Reibling, der ebenfalls Geschichtslehrer an der HOLA ist, bestätigte: „Für die Jugendlichen wurde heute deutlich, wie sehr gegenwärtige gesellschaftliche Diskurse denen in der Vergangenheit gleichen. Und gleichzeitig werden solche Fragen heute in der Regel in demokratischer Offenheit und Vielfalt entschieden.“

Das Unterrichtsprojekt wird in Zukunft für Schulklassen der Oberstufe buchbar sein. Durch den Test an der HOLA haben die Schülerinnen und Schüler einen hilfreichen Beitrag für die Vermittlung der Lokalgeschichte des Rhein-Main-Gebiets im Schulunterricht geleistet.