von Anke Grahl

Ein Diamantring, der seinen Weg von Ulm nach Auschwitz und schließlich nach Tel Aviv fand, ist der Ausgangspunkt für das biographische Stück ‘remembeRING’ des Theater La Senty Menti Frankfurt, das am 2.12.2025 im Forum der Hohen Landesschule zu Gast war. Jener Ring gehörte Jenny Hilb, der Großmutter der Darstellerin Liora Hilb, die 1942 in Auschwitz ermordet wurde. In zwei Aufführungen führte Hilb die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q3 sowie den Geschichts-Leistungskurs der Q1 auf eine Spurensuche. Anhand von persönlichen Erinnerungen, Alltagsgegenständen und Briefen entsteht ein Bild von Jenny, deren Geschichte exemplarisch für die Millionen Verfolgter unter dem Nazi-Regime steht – ebenso wie für alle Menschen, die auch heute vor Gewalt, Krieg und Terror fliehen müssen. Dies wurde unterstrichen durch Videosequenzen, in denen Stella Hilb – Jennys Urenkelin – auch die Stimmen heutiger Jugendlicher zu Wort kommen ließ.

Was machen Erfahrungen von Ausgrenzung, Verfolgung, Krieg und Vernichtung mit Familien? Wie gehen wir mit der Erinnerung um? Jenny Hilb blieb lange eine Leerstelle in der Familiengeschichte. Fragen der Enkelin an ihren Vater und Onkel wurden nur mit Schweigen beantwortet. Erinnerung schmerzt, und doch ist die Suche nach ihr wichtig, um den Vergessenen wieder eine Stimme zu geben. Was für ein Mensch war Jenny, die auf dem letzten erhaltenen Foto so “cool und lässig” wirkt? Welche Menschen traf sie auf ihrem Weg ins Vernichtungslager? Wie gelang es ihr, den Ring zu verbergen – und auf welchem Weg fand dieser den Weg zurück nach Tel Aviv? Am Ende bleiben viele Fragen, doch eins ist gewiss: „Der Ring hat es geschafft. Er hat seine Familie wiedergefunden“, sagt Stella im Video am Ende zu ihrer Mutter. „Und wir auch.“

Im Anschluss an die Aufführungen gab es Gelegenheit zu einem offenen Gespräch mit der Darstellerin, in dem Fragen zum Inhalt sowie zur Inszenierung gestellt werden konnten. Ein wichtiges Thema war dabei die Frage nach der Erinnerungskultur. Wie wichtig finden junge Menschen diese, wollte die Darstellerin wissen? Das Publikum war sich weitgehend einig: Die Erinnerung ist keine bloße Vergangenheit, sondern beeinflusst Handlungen und Einstellungen in der Gegenwart. “Wenn wir die Erinnerung nicht wachhalten, wiederholt sich die Geschichte”, bemerkte ein Zuschauer. RemembeRing trägt zu diesem Wachhalten bei.

Die Aufführungen von remembeRing wurden ermöglicht durch Förderungen des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Landes Hessen.

Beeindruckte im neuen Philipp-Ludwig-Forum der HOLA: das Theaterstück „remembeRING“