Von Sylvia El Karz
Die Schülerinnen und Schüler des Kunst-LKs der Q1 durften bei ihrem Besuch eine facettenreiche Ausstellung des deutsch-amerikanischen Künstlers Lyonel Feininger in der SCHIRN-Kunsthalle in Frankfurt erleben.

Die Schülerinnen und Schüler des Kunst-LKs bei ihrem Besuch in der SCHIRN.
Feininger (1871-1956) wird heute als herausragender Vertreter der deutschen Kunstbewegungen vor und während des Ersten Weltkriegs gefeiert, als Maler, Grafiker und renommierter Bauhaus-Meister. Leider wurde er auch von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert, was zur Entfernung seiner Werke aus Museen führte. Besonders bekannt sind heute seine kristallinen Architekturbilder und Seestücke, die weltweit in vielen Sammlungen zu finden sind.
Während eines Aufenthalts in Paris im Jahr 1911 ließ sich Feininger von den Werken des französischen Kubisten Robert Delaunay inspirieren und war tief beeindruckt von den lichtdurchfluteten und bewegten Serien. Im Gegensatz zu den französischen Kubisten ging es Feininger jedoch nicht um die Zergliederung von Objekten, sondern um die Konzentration der Objekte bis zum absoluten Extrem. Seine Bilder zeichnen sich durch prismatische Überlagerungen aus, die ein faszinierendes Zeitelement einfangen, als ob die Wanderung des Lichts im Laufe des Tages eingefangen worden wäre. Transparenz symbolisiert für ihn geistige Klarheit, Durchdringung und Spiritualität.
Interessanterweise stand Feininger der Fotografie zunächst kritisch gegenüber, war besorgt über die zunehmende Technisierung der Künste. Trotzdem hinterließ er etwa 20.000 Foto-Objekte, darunter viele Negative und Dias. Diese Sammlung ist bis heute wenig bekannt. Inspiriert von seinen Söhnen Andreas, Laurence und T. Lux, die intensiv fotografierten, begann Feiningers Fotografie-Phase um 1928 am Dessauer Bauhaus. Er nutzte die Fotografie, um seine Streifzüge durch Halle zu dokumentieren und Motive für spätere Gemälde zu sammeln.
Feininger betrachtete das „Zeichnen als die Seele der Kunst“. Seine rund 20.000 „Natur-Notizen“ wurden mit großer Schnelligkeit ausgeführt und dienten oft als Vorzeichnungen für seine Gemälde. Es ging ihm nicht um das naturgetreue Abbild, sondern um ein geistiges Ideal oder ein „Sehnsuchts-Bild“ des jeweiligen Bauwerks oder Ortes.
Nach seiner Rückkehr in die USA gelang es Feininger, frühere Themen und Motive in einen neuen Stil zu übertragen und die neue Umgebung in einer starken Serie zu thematisieren. Sein Spätwerk in New York zeigt eine intensive Auseinandersetzung mit den abstrakten Tendenzen in der US-amerikanischen Nachkriegskunst. Im Gegensatz zu Kandinsky und Klee vollzog Feininger nie den letzten Schritt in die absolute Abstraktion. Dennoch experimentierte er mit Linien, Strukturen und der Reduktion von Farbe.
Die Ausstellung in der SCHIRN-Kunsthalle präsentiert Feininger als einen umfassenden und vielseitigen Künstler, der sein Handwerk meisterhaft beherrschte. Ob Fotografie, Malerei, Druckgrafik, Zeichnung oder die Schöpfung von Spielfiguren – Feininger nahm Impulse auf und gab sie gleichermaßen an nachfolgende Künstler weiter.
Die Schülerinnen und Schüler konnten sich von seinem künstlerischen Werk inspirieren lassen, indem sie bei einem anschließenden Workshop eine druckgrafische Technik erprobten und ihre visuellen Wahrnehmungen gestalterisch umsetzten.


Holanerinnen und Holaner beim abschließenden Workshop.