von Anna Rothweil und Lina Qarrou (Q4)
Die beiden Biologie Leistungskurse der Q4 von Frau Lücker und Frau Köller hatten am 28. Februar 2025 die Möglichkeit, an einer Führung im Frankfurter Zoo teilzunehmen. Da wir uns zuvor im Unterricht einiges Wissen über das Verhalten von Primaten angeeignet haben, hat sich diese Führung über die Verhaltensbiologie als perfekte Ergänzung zu unserer Thematik angeboten.
Grundsätzlich gilt, dass alle Affen auch gleichzeitig Primaten sind, jedoch nicht alle Primaten auch gleichzeitig Affen sind. Des Weiteren stellen Orang-Utans, Gorillas und der Mensch die Menschenaffen dar, Halbaffen dagegen sind beispielsweise Lemuren und Koboldmakis. Eine weitere Einordnung kann mit den Feuchtnasenaffen und den Trockennasenaffen getroffen werden.
Zuerst haben wir uns die Art der Katta angesehen, welche sich besonders auf Madagaskar angesiedelt hat. Sie leben meistens innerhalb einer Gruppe von 6 bis 24 Mitgliedern, welche auch Trubes genannt wird. Weibchen stehen bei dieser Art weiter oben in der Rangordnung. Ein auffälliges Merkmal ist der gute Geruchsinn, welcher auch eine wichtige Rolle bei den s.g. Stinkkämpfen spielt, bei denen Männchen um das Weibchen kämpfen. Bei dieser Art ist das Sozialverhalten sehr besonders, da sie untereinander viel Körpernähe haben und benötigen. Die Kommunikation bei dem Kattas ist unterschiedlich.
Als nächstes haben wir uns mit den Braunen Klammeraffen beschäftigt, welche auf eine bestimmte Art von den Tierpflegern trainiert werden, damit die Tiere bei einem Tierarztbesuch nicht allzu gestresst sind. Dieses Training wird tiermedizinisches Training genannt, ist jedoch nicht das einzige Training für die Affen. Des Weiteren gibt es nämlich noch ein bestimmtes Beschäftigungstraining und ein s.g. Transportboxentraining, bei dem Futter die größte Belohnung darstellt. Ein großer Kritikpunkt ist jedoch die Tatsache, dass Tiere aus dem Zoo abnormales bzw. apathisches Verhalten aufweisen. Ein Beispiel dafür ist das Langlaufen der Affen an der Glasfront der Besucher.
Die dritte Station hat die Mantelpaviane, welche hauptsächlich in Afrika vorkommen, behandelt. Diese können ein gewissen Drohverhalten aufzeigen, indem sie beispielsweise starren oder gähnen. Gegenseitig reißen sie sich das Fell aus, welches eigentlich als Schutz gedacht ist. Die Mantelpaviane tragen Konflikte mit ihrem Dominanzverhalten aus, dabei wird deutlich, dass das Männchen weiter oben in der Rangordnung steht. Sie werden in etwa 40 bis 50 Jahre alt und charakteristisch ist das enorm schnelle An- und Entspannen der Tiere.
Nach den Mantelpavianen haben wir uns mit den Orang-Utans auseinandergesetzt, welche auch „Waldmenschen“ genannt werden. Besonders ist, dass sie nicht wirklich ein Gruppenleben führen. Die Männchen sind an ihren Wülsten an den Wangen erkennbar und allgemein haben Orang-Utans eine enorme Griffkraft. Sie leben primär auf Bäumen und bauen sich für jede Nacht ein neues Schlafnest.
Das Gorilla- Gehege war unser nächstes Ziel. Diese Affenart ist aufgrund ihres vorhandenen Kaumuskels im Schädel bekannt. Zudem ist bei Männchen ab dem 12. Lebensjahr ein Silberrücken zu erkennen. Ein weiteres Merkmal weist das Gruppenleben auf, da das ranghöchste Tier, welches immer ein Männchen ist, die Gruppe verlassen muss, sobald es ein neues ranghöchstes Tier gibt. Es kann lediglich einer der Ranghöchste sein.
Als letztes haben wir die Bonobos besucht, welche im Gegensatz zu vielen anderen Primatenarten ein sehr ausgeprägtes Sexualverhalten zeigen. Dieses dient nicht nur der Fortpflanzung, sondern auch zur Klärung von Konflikten und zur Stärkung der sozialen Bindung innerhalb der Gruppe. Damit stehen sie sozial oftmals weiter oben in der Rangordnung, was einen interessanten Kontrast zu den eher territorial geprägten Verhaltensweisen anderer Primaten darstellt. Zusätzlich kommunizieren Bonobos untereinander sehr viel über Laute, um ihre Sozialbindung zu festigen.
Wie auch bei den Orang-Utans ist bei Bonobos ein besonderes Verhalten beim Essen zu beobachten: Sie horten Nahrung und verzehren diese nicht sofort wie andere Primatenarten. Bonobos weisen zudem – ähnlich wie wir Menschen – ein schwaches Immunsystem auf, wodurch sie anfällig für Stresssituationen sind. Besonders der Besuch von Menschen oder ungewohnte Geräusche können bei ihnen Stress auslösen.
Erstaunlich ist die Fähigkeit der Bonobos, Werkzeuge zu nutzen: Sie verwenden beispielsweise Stöcke, die sie mit Spucke benetzen, um an Termiten in Termitenhügeln zu gelangen. Termiten stellen dabei eine nachhaltige Proteinquelle dar – ein Verhalten, das zeigt, wie anpassungsfähig und intelligent diese Tiere sind.
Jede Tierart im Zoo wird individuell von Zooführern und Pflegern betreut. Ein großes Augenmerk liegt dabei auf der Erhaltung der genetischen Vielfalt – insbesondere im Rahmen von Zuchtprogrammen. Es wird aktiv versucht, Inzest zu vermeiden, um die Fitness der Tiere zu sichern. Aus diesem Grund existieren Zuchtbücher, in denen dokumentiert wird, welche Tiere für die Zucht geeignet sind. Dabei wird auch entschieden, ob es aktuell einen sogenannten „Zucht-go“ oder „Zucht-stop“ gibt.
Für bedrohte Tierarten spielt der Zoo eine wichtige Rolle. Ein Beispiel dafür ist das Nashorn, das vor allem wegen seiner Hörner stark gefährdet ist. Durch Schutzmaßnahmen und Auswilderungsprogramme wird versucht, den Genpool zu erweitern und das Überleben solcher Arten langfristig zu sichern.
Ein weiterer interessanter Punkt, den wir bei der Führung gelernt haben, ist, dass nicht alle Tiere über viel Mimik verfügen. Menschen tendieren jedoch dazu, Tiere zu vermenschlichen und ihnen bestimmte Emotionen zuzuschreiben, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden sind. Dies kann zu Missverständnissen führen, etwa in der Annahme, dass es den Tieren schlecht geht. Hier wurde uns verdeutlicht, dass in einem Mensch-Tier-Konflikt immer die Perspektive des Tieres entscheidend ist: Es wird stets versucht, die Haltungsbedingungen so zu gestalten, dass es dem Tier bestmöglich geht.
Insgesamt hat uns die Führung im Frankfurter Zoo spannende Einblicke in die Welt der Primaten gegeben und viele unserer theoretischen Kenntnisse aus dem Unterricht praxisnah ergänzt. Besonders eindrucksvoll war dabei das Zusammenspiel zwischen Verhaltensbeobachtung, artgerechter Haltung und den Bemühungen des Zoos, zum Schutz bedrohter Tierarten beizutragen.
Zum Abschluss möchten wir uns im Namen unserer Schule herzlich beim Frankfurter Zoo sowie bei den engagierten Zooführern bedanken, die uns mit viel Fachwissen und Geduld durch die Welt der Primaten geführt haben. Die Führung war nicht nur informativ, sondern hat uns auch viel Freude bereitet und unser Verständnis für das Verhalten und den Schutz dieser faszinierenden Tiere vertieft. Es war ein spannender und lehrreicher Ausflug, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Vielen Dank für diese besondere Erfahrung!