von Stefan Prochnow

Bekannt ist der Ausspruch über den Wiener Kongress 1814: Der Kongress tanzt, aber er bewegt sich nicht.

Bei der Modell-UNO Wien war es ganz anders: Der Kongress tanzte nicht (oder nur kurz ganz am Schluss), aber er debattierte viel und verabschiedete mehrere Resolutionen zu aktuellen Themen der internationalen Politik.

Über 100 Delegierte aus Deutschland, Österreich und der Türkei nahmen an der Modell UNO Wien teil, die nach zweijähriger Corona-Pause wieder in den Räumlichkeiten der Universität Wien stattfand. Vom 28. bis 30. September 2022 verhandelten die Oberstufen-Schülerinnen und Schüler, darunter sechs von der Hohen Landesschule, in neun verschiedenen „UN“-Gremien über Themen wie „Sterbehilfe – Mord oder Menschenrecht?“ (UN Ethics Panel), LGBTQIA-Rechte (UN-Menschenrechtskommissariat) oder Elektroschrott. Dabei versuchten sie jeweils die Position eines ihnen zugewiesenen Landes in die Verhandlungen für einen Resolutionsentwurf einzubringen.


Foto: Eiligen Schrittes zu den Gremiensitzungen bei der Modell UNO in den Universität Wien: Noah Röse, Sophia Pryshchepna, Alexander Hahn, Laura-Marie Johr und Rebecca Lucas

Noah Röse (18) aus Bruchköbel vertrat beispielsweise Kenia. Alexander Hahn (18) aus Maintal vertrat Norwegen beim Thema LGBTQIA-Rechte mit entsprechend liberalen Positionen. „Dabei bin ich aber auf fundamentale Opposition vor allem von Vertretern islamischer und afrikanischer Staaten gestoßen“, sagt der gerade zum HOLA-Schulsprecher gewählte Maintaler. Am Ende kam eine knappe Mehrheit für die progressive Position nur zustande, als Nigerias Delegierte einen Kompromiss vorschlug. „Keiner war am Ende ganz zufrieden, aber die meisten auch nicht gänzlich unzufrieden, sodass die Mehrheit im Gremium dem Kompromiss zugestimmt hat“, sagt Alexander Hahn.

Etwas leichter hatte es Noah Röse, der im Komitee 3 über die Eindämmung synthetischer Drogen in Südostasien debattiert hat und dazu kommentiert: „Unser Komitee hat den Resolutionsentwurf einstimmig beschlossen.”

Ein besonderes Augenmerk lag auf der Holanerin Sophia Pryshchepna, die Österreich vertreten hat.

„Die Resolutionsentwürfe werden zwar den echten UN zugeleitet, haben aber keine Chance auf Umsetzung“, sagt Lehrer Stefan Prochnow. „Der Zweck einer Modell-UNO liegt vielmehr darin, dass die Delegierten Debattieren und diplomatisches Verhandeln als friedliche Konfliktlösungsmechanismen kennen lernen, sich mit aktuellen Themen der internationalen Politik auseinandersetzen und den Perspektivwechsel üben“, fügt Prochnow hinzu.

Zu den teilnehmenden Schulen zählten neben der Hohen Landesschule als einzige Schule aus Deutschland und dem St. Georgs-Kolleg Istanbul zahlreiche namhafte österreichische Schulen. Mit dabei waren etwa die Schulen Mater Salvatoris Wien, das Schulschiff Bertha von Suttner, das Gymnasium Sacre Coeur Wien und – mit Schülerinnen und Schülern in Uniform – die Bundeshandelsakademie für Führung und Sicherheit (Theresianische Militärakademie) aus Wiener Neustadt.

Auf der Abschlussfeier wurden Noah Röse und Alexander Hahn mit Preisen für gute Vorbereitung und hervorragende Debattenführung ausgezeichnet.

An der HOLA leitet Stefan Prochnow seit 2009 eine schulische Arbeitsgemeinschaft „Vereinte Nationen“, in der die Lernenden der Jahrgangsstufen 10 bis 13 auf die Teilnahme an einer UN-Simulation vorbereitet werden. Die nächste Konferenz ist schon im Blick: Model United Nations Schleswig-Holstein im April 2023. Interessierte Schülerinnen und Schüler können sich noch bis zum 30. November bei Herrn Prochnow melden.


Holaner Noah Röse (2. von links) wurde als einer der besten Delegierten seines Gremiums ausgezeichnet.


Als zweiter Holander wurde Alexander Hahn (äußerst rechts) als einer der besten Delegierten eines Gremiums prämiert.