von Anke Grahl

An der Hohen Landesschule bot sich unter dem Motto „The USA today“ den Englischkursen der Jahrgangsstufe Q1 von Anke Grahl, Verena Jung und Verena Meyer die Möglichkeit zu einem besonderen internationalen Dialog. Mit Mariyam Cementwala war am 23.01.23 eine erfahrene Diplomatin und Politikberaterin aus Washington zu Gast, begleitet von Heidi Ramsay, Leiterin der Kulturabteilung, und Thomas Cybulski, Kulturreferent am US-Generalkonsulat in Frankfurt.


Foto: Zu Besuch an der HOLA: Heidi Ramsay (Leiterin der Kulturabteilung) und Mariyam Cementwala (Diplomatin)
Mariyam Cementwala berichtete den Schüler:innen von ihrem Werdegang im US Foreign Service, dem diplomatischen Dienst der USA, und nahm dabei insbesondere Bezug auf die Themen Diversität und Inklusion im Rahmen ihrer aktuellen Tätigkeit als Senior Policy Advisor. Cementwala schilderte eigene Erlebnisse als "Brown Muslim American woman with a disability", die auf ihrem beruflichen Weg immer wieder mit Widerständen und Vorurteilen konfrontiert war. So berichtete sie von einem Gespräch, in dem ihr als Studentin prophezeit wurde, sie würde aufgrund ihrer Sehbehinderung niemals in den diplomatischen Dienst eingestellt werden und ihr Land nach außen repräsentieren können. Doch Cementwalas Werdegang zeigt, dass eine vermeintliche "Schwäche" durchaus eine Stärke sein kann. Ob es Situationen gegeben habe, in denen ihre Behinderung ihr berufliche Vorteile gebracht habe, wollte ein Schüler im anschließenden Gespräch wissen. Cementwala bejahte dies: Im Laufe ihrer Karriere habe sie sich ein weites persönliches Netzwerk aufgebaut; einige ihrer internationalen Kontakte seien ebenfalls Menschen mit Behinderungen. Auf dieses Netzwerk habe sie u.a. bei einem schwierigen diplomatischen Einsatz zurückgreifen können. "Eure Identität ist das, was euch ausmacht und das, was ihr beruflich nutzen könnt. Lasst euch von niemandem einreden, ihr könntet irgendetwas allein aufgrund eurer Person nicht erreichen", so lautete Cemetwalas Botschaft an die Schüler:innen. Ob es grundsätzlich für europäische Immigranten einfacher sei, sich in die amerikanische Kultur zu integrieren, fragte ein weiterer Schüler. Cementwala erzählte daraufhin von persönlichen Begegnungen mit Menschen, die sie aufgrund ihrer Hautfarbe und ihres Kopftuchs nicht als Amerikanerin wahrnehmen würden, so wie ein Taxifahrer in Washington, der erstaunt gewesen sei, dass sie als dunkelhäutige Muslima für die amerikanische Botschaft arbeite: "Die lassen Sie dort arbeiten?", so sei sie ungläubig gefragt worden. Cementwalas habe selbstbewusst geantwortet: "Sie lassen mich nicht dort arbeiten, sie wollen, dass ich für sie arbeite. Sie brauchen mich." Im Gespräch mit den Schüler:innen wurde deutlich, wie sehr die Gesellschaft Menschen und öffentliche Personen wie Mariyam Cementwala braucht. Durch Kommunikation, den Aufbau von Beziehungen und vor allem durch Vertrauen und Empathie könne Diplomatie gelingen und schließlich Veränderung herbeigeführt werden: "Wir alle sollten von- und übereinander lernen, egal ob wir einer Minderheit oder Mehrheit angehören." Nur so könne Diversität schließlich auch gelebt werden, war das Fazit der einstündigen Veranstaltung, das sicherlich nicht nur für die USA, sondern auch für Deutschland und Europa gilt.