Siegerehrung des Kunstpreises

von Andrea Pauly

So voll habe man den Flur vor dem Büro des Oberbürgermeisters im Rathaus noch nie gesehen. Dessen war sich Martin Hoppe, Fachbereichsleiter Kultur, auf Rückfrage von Dr. Maximilian Bieris sicher. Der Bürgermeister freute sich als Projektschirmherr so viele Besucher zur Verleihung des neuen Moritz-Daniel-Oppenheim-Kunstpreises zu begrüßen, die die rund 40 Wettbewerbsbilder und – Objekte von Schülern der weiterführenden Schulen Hanaus ausgiebig betrachteten.

Im Mai 2023 hatte die Hohe Landesschule ihre neu eingeweihte Oberstufen-Mediothek nach einem berühmten ehemaligen Schüler, dem jüdischen Maler Moritz Daniel Oppenheim, benannt. Im September 2023 folgte mit der Ausschreibung des Moritz-Daniel-Oppenheimer-Kunstpreis ein neues Projekt im Geiste des 1800 in Hanau geborenen Künstlers, dessen Werk ein Statement der kulturellen Zugehörigkeit und Emanzipation des Judentums innerhalb der national-staatlichen Demokratiebewegung im Deutschland des 19. Jahrhunderts darstellt.

„Oppenheim trat den Beweis an, dass Kunst maßgeblich gesellschaftliche Prozesse mitgestalten kann. In diesem Sinne sollte auch der nach ihm benannte Kunstpreis auffordern, gesellschaftliche Transformation durch Kunst aktiv zu gestalten“, erklärte Henrik Statz, Mitinitiator des Preises und Vorsitzender der Freunde und Förderer der Hohen Landesschule. Der Kunstpreis wolle die kreativ-künstlerische Auseinandersetzung von Schülern mit den Gesellschaftsthemen der Gegenwart fördern, das Miteinander in der Stadtgesellschaft als einen Ort der Vielfalt unterstützen und zum inhaltlichen Diskurs hinsichtlich gesellschaftlicher Transformation auffordern, so die Präambel des Preises. Daher lautete das recht offen gestaltete Thema des Wettbewerbs „Hanau heute: eine zeitgemäße Interpretation“ unter dem Motto „gestaltet euren persönlichen Blick auf Hanau und seine Umgebung in euren Kunstwerken!“. Die knapp 80 eingereichten Arbeiten bewerteten eine Jury, bestehend aus den Künstlern Lars Contzen und Engin Dogan, der Filmemacherin Isabel Gathof, Martin Hoppe, Dr. Maximilian Bieri und Henrik Statz. Die Stiftung der Sparkasse Hanau hatte die Preisgelder zur Verfügung gestellt. Studienrätin Astrid Holle betonte, dass die Hanauer Schulen enger zusammen rücken, bevor die drei Gewinnerinnen der Hohen Landesschule (Hola) Ida Josefine (3. Platz), Valentina Franziska Schnatz (2. Platz) und Anja Kunkel (1. Platz) unter großem Applaus ausgezeichnet wurden. Anja Kunkel hat mit einem audiovisuellen Beitrag gewonnen und sich Ausdrucksformen vom Video über Malerei bishin zur Musik bedient. Einen Song zum Video hat sie selbst geschrieben und interpretiert.
„Oppenheim und ich“ heißt das Werk von Valentina Schnatz: „Es handelt sich um ein Triptychon und ergibt zusammengestellt ein Dreieck, also die Hälfte eines Davidsterns“, sagt sie über ihr Bild. Im Hintergrund sieht man den abgebrannten Teil der Synagoge, Sinnbild der Judenverfolgung, daneben das Hola-Tor, das es schon zu Oppenheims Zeit gab.
In Schablonentechnik mit gesprayten bekannten und unbekannten Gesichtern der Stadtgesellschaft hat Ida Josefine Fues ihren Beitrag gestaltet, mit dem sie den dritten Platz belegt.