von Rimsha Ahmad und Julia Reichert (Q3)
Am 08.10.2024 fand in der Moritz-Daniel-Oppenheimer-Oberstufenmediothek der Hohen Landesschule eine Lesung mit anschließendem Interview mit Mirrianne Mahn über ihren Roman „ISSA“ statt. Im Publikum saßen nicht nur Oberstufenschülerinnen und -schüler sowie Lehrkräfte, sondern auch Schulleiter Martin Göbler.
Nach einer kurzen Vorstellung von Mirrianne Mahn, die nicht nur Autorin und Aktivistin gegen Diskriminierung, sondern auch Stadtverordnete in Frankfurt am Main ist, ging es mit der Lesung weiter.
Der Roman „ISSA“ spielt im Jahr 2006, es geht um die junge Frau, deren Name auch im Titel steckt. Sie lebt in Deutschland, aber als sie schwanger wird, schickt ihre Mutter sie nach Kamerun zurück, wo ihre Großmutter und Urgroßmutter immer noch leben. Sie fühlt sich verloren, da sie sich weder in Deutschland noch in Kamerun komplett heimisch fühlt. In zahlreichen Rückblenden wird die Geschichte von Issas Vorfahrinnen erzählt. Mirrianne Mahn las aus dem Kapitel 2, „Enanga“, in dem es um ein Mädchen geht, das während der deutschen Kolonialherrschaft vergewaltigt wurde. Anschließend wurde eine andere Szene vorgelesen, in der die Anwesenden die Dynamik von Issas Familie kennenlernten.
In Mahns Roman geht es zentral um die Themen Rassismus und Diskriminierung sowie Migration und Identitätsfindung. Obwohl Issa und Enanga fiktiv sind, wurde die Autorin, wie sie erzählt, von echten Menschen inspiriert. Die Idee für Enanga entstand beispielsweise aus einer historischen Quelle über ein Mädchen, das wirklich gelebt hat.
Der zweite Teil der Lesung beinhaltete eine Fragerunde, die von den Oberstufenschülerinnen Rimsha Ahmad und Julia Reichert (beide Q3) moderiert wurde.
Sie stellten die erste Frage selbst: Wie viel von der Autorin selbst steckt in ISSA? Die Antwort lautete: Einiges komme direkt aus persönlichen Erfahrungen, anderes sei komplett fiktiv. Als Beispiel für ersteres nennt Mirrianne Mahn das Gefühl, sich weder Kamerun noch in Deutschland vollkommen dazugehörig zu fühlen.
Anschließend wurde dem Publikum das Wort übergeben. Eine der Fragen bezog sich auf die Zusammenarbeit mit dem Verlag, bei dem das Buch schlussendlich erschien. Frau Mahn gab an, dass ihr Agent das Manuskript mehreren Verlagen vorgelegt habe, woraufhin verschiedene Angebote eingegangen seien.
Zudem sei sie froh, dass ihr Agent ein Vetorecht für das Buchcover verhandelt habe, da sie viele der Vorschläge als nicht passend erachtet habe. Mit dem finalen Cover, ein Bild des Künstlers Oluwole Omofemi, sei sie jedoch zufrieden. Eine andere Schwierigkeit sei gewesen, dass viele Verlage eine „Wutschrift“ erwartet hätten und es ungewöhnlich gewesen sei, einen Roman anstatt eines Sachbuchs über diese Problematik zu schreiben.
In einer anderen Frage ging es darum, welche Szenen oder Charaktere im Buch während des Schreibprozesses hätten gekürzt werden müssen. Die Autorin sagte hierzu, dass Issas Geschwister ursprünglich eine viel größere Rolle im Buch gespielt und sie zu ihren Lieblingscharakteren gezählt hätten, der Verlag jedoch darauf bestanden habe, die Textstellen mit ihnen zu kürzen.
Zuletzt gab Frau Mahn einen Ausblick auf ihr zweites Buchprojekt. Es gehe um das Frankfurter Bahnhofsviertel, eine Geschwisterliebe und die Frage, ob Recht auch immer gerecht sei.
Am Ende der Lesung gab es für das Publikum noch die Möglichkeit, ISSA käuflich zu erwerben, sich das Buch signieren zu lassen und ein Foto mit der Autorin zu machen.
Uns persönlich hat die Lesung sehr gut gefallen, vor allem aufgrund der packenden Atmosphäre, die Frau Mahn mit ihrer sympathischen und authentischen Art geschaffen hat. Ihre Lesung wirkte nicht nur tiefgründig, sondern durch ihre Persönlichkeit auch angenehm und entspannt.
Frau Mahn verstand es, ernste Themen wie Rassismus, Diversität und Migration auf eine menschlich-soziale Ebene zu bringen, die das Publikum direkt ansprach. Ihr Buch „ISSA“ passt perfekt in unsere aktuelle gesellschaftliche Lage und hat das Potenzial, wichtige Diskussionen anzustoßen und das Verständnis für diese großen Themen zu vertiefen.
Allgemein war es eine eindrucksvolle Veranstaltung, die nicht nur literarisch begeisterte, sondern auch tiefgehende Diskussionen über Identität und gesellschaftliche Missstände anregte.